FAQ zum Räumungsverkauf
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Warum?

Die Antwort darauf in Kurzfassung:

Nein, wir sind nicht reich geworden.
Doch, es lohnt sich noch.
Stimmt, wir haben zuwenig Personal.

Die etwas längere Version:

Aus der Kundenperspektive kommt unsere Entscheidung bestimmt völlig überraschend, weil ja alles ganz OK gewesen ist: Hoher Kundenzuspruch und trotzdem eine schnelle Auftragserledigung, viel Auswahl, internetkompatible Preise, man bekommt als Zugabe auch Antworten auf Fragen, für die Siri nur ein Schulterzucken übrig hat ;-), dazu noch ein schlagkräftiges Vierer-Ladenteam hinter dem Tresen...

Hinter dem Tresen ist die Situation eine etwas andere: Es gibt zwar vier Kollegen mit prima Betriebsklima dazwischen, jedoch mittlerweile Arbeit für fünf Leute = ständige Überstunden im Sommer, Stressniveau auf 125% Leistung, Urlaub nur im Winter... Auf Dauer ist das nicht gesund und durch den zunehmenden Fachkräftemangel speziell in der Fahrradbranche gibt es kaum Aussicht auf eine Verbesserung dieser Lage.

Das Problem von (zu) vollen Auftragsbüchern erscheint auf den ersten Blick unlogisch: "Seid doch froh" oder "Nehmt doch einfach nur soviel Arbeit an, wie ihr auch schafft!"

Froh sind wir ja (sogar sehr), aber die seit Jahren angestrebte Erweiterung um mindestens eine weitere Vollzeitkraft hat nicht nur Auswirkungen auf die Arbeitsbelastungen, sie hat auch handfeste finanzielle Gründe: In der Theorie kann ein Fahrradladen sogar nur mit einer einzelnen Person betrieben werden, in der Praxis würde das aber nur anno 1970 klappen und nur mit Dreigangschaltungen, Zinkspeichen und Halogenscheinwerfern ohne Standlicht.

Das heutige Technikniveau im Fahrradbau hat jedoch eine enorme Breite angenommen mit hydraulischen Scheibenbremsen, schlauchlosen 27,5-Zoll-Reifen, Riemenantrieb, stufenlosen Nabenschaltungen... Wenn man trotzdem günstig sein möchte, braucht jedes dieser Bauteile einen kaufmännisch sinnvollen Durchsatz = die Käuferanzahl muss stimmen = jeder Kunde, der kaufen will, muss das ohne Einschränkungen auch tun können = das Personal muss also mit dem vorhandenen Ansturm mitwachsen. Und damit ist Fach(!)personal gemeint, das wirklich einen Marktüberblick hat und nicht Menschen, die dem Kunden die Hersteller-Versprechungen einer Verpackung vorlesen können.

Fachkräfte, die dann auch noch sinnvoll mit den Händen arbeiten können, gibt es anscheinend erst recht nicht (mehr) in ausreichender Menge. Es tröstet dabei kaum, dass sich dieser massive Mangel nicht nur in Fahrradwerkstätten bemerkbar macht...

Wenn es sich durch normales Wachstum anbietet, Kosten zu sparen (sowohl für den Laden als auch für die Kunden), ist es Verpflichtung und Notwendigkeit zugleich, das auch zu tun. Alternativ zu einer ausreichend großen Mannschaft mit großem Umsatz könnte man sich natürlich auch absichtlich in einem kleinen Rahmen und mit geringeren Stückzahlen abmühen. Die Kosten für diesen unnötig hohen Zeit- und Geldaufwand muss dann wahlweise

a) den Kunden aufgebrummt werden (das Einkaufserlebnis bei einem kleinen Krauter ist ja schließlich individuell und alternativ, und Kunden, die sich das nicht leisten können, sind eh nicht attraktiv) oder aber

b) durch eine unterbezahlte Selbstausbeutung der Belegschaft aufgebracht werden (das nimmt man ja gerne in Kauf, denn wenn man seine Arbeit nachweislich gerne macht, muss es nicht zusätzlich noch zum Lebensunterhalt reichen, das wäre ja auch gierig).

Keine dieser beiden Möglichkeiten wäre unserer Meinung nach ein Ersatz für das Ladenkonzept, von dem wir in den letzten 33 Jahren überzeugt gewesen sind. Deshalb haben wir uns schweren Herzens dazu entschlossen, den Ausstieg aus diesem unangenehmen Spagat zu wählen.

Euer / Ihr Fahrradladen-Team